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Geisenheim, 14. August 2018. Ob der 2018er Wein das Zeug zum Jahrhundertjahrgang hat, wird der Witterungsverlauf der nächsten Wochen zeigen. Insbesondere die Rotweine könnten qualitativ hervorragend werden. Betriebswirtschaftlich liegen die strategischen Implikationen der Weinernten 2017 und 2018 aber schon jetzt auf der Hand: Mehr zocken! Oder eleganter ausgedrückt: Mehr strategisches Denken in Zeiten des Klimawandels!

Heute, am 14.08.18 (in Worten: am Vierzehnten!) beginnt an der Hochschule Geisenheim, Deutschlands bekanntester Lehranstalt für Weinbau, die Hauptweinlese. Noch nie wurde hier so früh mit der Ernte von Qualitätswein begonnen.

„Ein Jahr im Weinberg, ein Jahr im Keller und ein Jahr auf der Flasche“, so lautete eine alte Winzerweisheit. Damit waren aber keine betriebswirtschaftlichen Überlegungen gemeint, sondern früher sollte der Wein erst reifen, bevor er in den Verkauf kommt. Diese Zeiten sind lange vorbei. Schon im November, vielleicht sogar Ende Oktober, wird es die ersten 2018er Weine im Handel geben. Direkt neben Spekulatius und Dominosteinen wird man frische, junge Weißweine aus Deutschland finden. Wie viel Genuss diese versprechen, sei dahingestellt.

Die Winzer stehen aber unter Druck. Schon die 2017er Ernte lag um -18% unter dem langjährigen Mittel. Durch den fehlenden Regen werden die Trauben jetzt immer kleinbeeriger. Daher wird wohl auch die 2018er Ernte quantitativ eher unterdurchschnittlich. An der Mosel wäre dies mengenmäßig sogar die dritte schlechte Ernte in Folge. Die jetzt schon steigenden Fassweinpreise helfen den Traubenerzeugern. Aber Winzer, die ihre Weine über die Flasche vermarkten, haben ein echtes kaufmännisches Problem. Die Erzeugungskosten sind dieselben oder sogar leicht gestiegen (z.B. Personal, Energie), aber schon die 2017er Weinpreise konnten logischerweise nicht um +18% angehoben werden. Und jetzt?

Spätestens mit der 2018er Weinlese muss daher ein Umdenken beginnen: Mehr zocken und zuwarten. Die Abverkäufe steigen, da dank Regionalität die Nachfrage boomt (z.B. ist Deutscher Wein seit Jahren in der Szenegastronomie „in“). In Kombination mit gestiegenen Fassweinpreisen sind daher viele Weinkeller leerverkauft. Dieser Versuchung dürfen Weingüter im Zeichen des Klimawandels mit immer mehr Extremwetterlagen nicht mehr nachgeben.

Daher bitte mehr Strategie! Wie ihre Vorfahren müssen Winzer einen Teil der Weinernte zurückhalten. Heute aber nicht mehr wegen der Qualität, sondern als vorausdenkende Kaufleute, damit sie einen Puffer bei Missernten haben. Umgekehrt bietet bei Großernten die Erzeugung von Jahrgangssekten bzw. holzfassgereiften Rotweinen die Chance, diese elegant zu überbrücken. Dies erfordert zunächst zwar Investitionen in Kellerkapazitäten, macht sich aber schnell bezahlt. So wird man vom Getriebenen wieder zum strategischen Lenker.

 

 

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